Jeder weiß es, keiner traut es sich zu sagen: Tee ist heißes Wasser mit Geschmack.
Nicht weniger, aber vor allem auch nicht mehr! Nur, ist diese Meinung salonfähig?
Einfache Frage: natürlich nicht. Im Gegenteil, um in Salons zu bestehen, sollte man
selbstverständlich den Unterschied zwischen Früchtetee und richtigem Tee kennen und
nebenbei für mindestens drei unterschiedliche Teesorten die komplette Litanei runterbeten
können, die da anfängt bei der richtigen Temperatur des Wassers und noch lange nicht
aufhört bei den angeblichen Auswirkungen der jeweiligen Sorte auf den menschlichen
(Para-)Sympathicus. Um seiner gesellschaftlichen Rolle, die ja nichts anderes als eine
reziproke Verhaltenserwartung (Dank an Herrn Nassehi) ist, gerecht zu werden, spielt
jeder, auch wenn er völlig anderer Meinung ist, dieses "Ich finde Tee einfach klasse und
trink ihn am liebsten mit Zitrone"-Spielchen mit.
Ich möchte diesem Heißgetränk hier auch nicht unrecht tun: man kann es durchaus trinken
und auch schon mal richtig genießen, vor allem dann, wenn es einen friert. Aber steht Tee
deshalb schon auf einer Stufe mit, sagen wir, Kaffee? Ganz klar nein und ich finde, es ist
Zeit, dies klarzustellen
und nebenbei mit ein paar anderen kulinarischen Mythen zu brechen, welche sich so
eingeschlichen haben.
Hier kommt eine (kurze und unvollständige) Liste völlig überschätzter Lebensmittel:
Blätterteig: schon mal nett, aber in erster Line klebt er oben am Gaumen fest und überhaupt: seit wann wird Apfelstrudel mit Blätterteig gemacht?
Margarine: Omega 3, häh? Auch diese Mode wird vorübergehen, ganz im Gegensatz zum geschmacklich deutlich überlegenen Dauerbrenner Butter.
Mineralwasser: Wer braucht denn wirklich Quellwasser aus Java (außer die Bewohner von Java)? Und, rentiert es sich wirklich, jeden Samstag kistenweise WASSER nach Hause zu schleppen, von dem man sicher sein kann, dass man es im Blindtest mit unserem Leitungswasser nicht erkennen wird?
Harte Kekse zum "in den Kaffee tunken": das war wohl einfach mal eine clevere Geschäftsidee für den Verkauf von Keksen, die bei der Qualitätskontrolle durchfielen, weil sie zu hart zum Beissen waren. Man muss diese Dinger in den Kaffee tauchen, damit sie überhaupt genießbar sind! Mal ehrlich, wie blöd ist das denn?
Suppen an sich: für Suppen gilt im Prinzip das Gleiche wie für Tee: sie sind gut, wenn's draußen kalt ist und es gibt sicher auch einige, die wirklich lecker sind. Aber die Zeit, in der wir täglich Süppchen löffeln müssen, kommt noch früh genug!