Michael Obermeier a.b.a. Obi

Homöopathie

Ein aktuelles Buch von Ben Goldacre, einem britischen Arzt und Medizinjournalisten, bringt mich auf ein Thema, das emotional oft sehr überfrachtet ist und bei dessen Erörterung sich normalerweise in kürzester Zeit Gegner und Befürworter diametral und unversöhnlich gegenüberstehen: die Homöopathie.

Ben Goldacre widmet diesem Thema in seinem Buch "Bad Science" ein kleines, leicht polemisches und sehr aufschlussreiches Kapitel. Und nach dessen Lektüre brennt es mir unter den Nägeln, dieses mein neuerworbenes Halbwissen mit den Lesern der Rappenantilope zu teilen.

Wie funktioniert also Homöopathie? Nun ja, sie geht zurück auf einen deutschen Arzt namens Samuel Hahnemann, der im ausgehenden 18. Jahrhundert praktiziert hat. Dessen Idee war es, dass eine Heilsubstanz (was für ihn eine "Heilsubstanz" darstellt, ist ebenfalls höchst interessant, aber nicht Gegenstand dieses Pamphlets) sich in ihrer Wirkung steigern ließe, wenn man sie nur genügend verdünnte. Und verdünnen heißt in diesem Fall folgendes: wird ein Tropfen der Ausgangsubstanz mit 100 Tropfen Wasser verdünnt und das ganze 30 Mal wiederholt, so erhält man eine sogenannte 30C Verdünnung, die typisch ist für die Homöopathie. Es handelt sich also um eine Verdünnung im Verhältnis 1 zu 1.000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000, oder, um es bildlich auszudrücken um ein einzelnes Molekül der Ausganssubstanz in einer Wasserkugel mit einem Durchmesser von 150 Millionen Kilometern (der Abstand Erde - Sonne). Es gibt im Übrigen auch 200C Verdünnungen...

Da das zugegebenermaßen einer sehr starke Verdünnung ist, setzt die Homöopathie darauf, dass sich das Wasser die Information, die in der Ausgansubstanz war, merkt und schlussendlich weitergibt. Neben der Tatsache, dass Physiker herausgefunden haben, dass sich molekulare Strukturen um ein Molekül herum im Wasser praktisch sofort wieder aufläsen, gibt da noch anderes zu denken: was, wenn sich das Wasser auf seinem langen, langen Lebensweg, bei dem es an Orten war, die man sich gar nicht vorstellen mag, irgendwas Blödes gemerkt hat, sagen wir irgendwas Rektales bei einem Nacktmull beispielsweise? Gibt es dann diese Information auch an uns weiter?

Der Homöopath sagt nein, denn es gibt da ja noch das Prozedere der Verschüttelung: die fertige Verdünnung wird genau 10 Mal auf ein sogenanntes Schlagbrett, bestehend aus mit Rosshaar gefülltem Leder, gedonnert, auf dass sich das Wasser gefälligst die richtige Information merke! Oh je! Wie auch immer, am Ende schluckt der Patient sowieso kein Wasser, sondern Zukerkügelchen, aus denen das verdünnte Wasser verdampft ist. Der Zucker hat aber hoffentlich gut aufgepasst, denn er soll nun die Information weiterreichen, auf dass sie im Kranken ihre segensreiche Wirkung entfalte!

Dieses kleine Kapitel, im Prinzip eine Zusammenfassung des entsprechenden Buchkapitels, möge nun also als Basis für zynische Repliken auf Weisheiten von Homöopathie-Anhängern dienen und die Sinne schärfen für das, was Homöopathie wirklich ist: Scharlatanerie.

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