Ein aktuelles Buch von Ben Goldacre, einem britischen Arzt und Medizinjournalisten,
bringt mich auf ein Thema, das emotional oft sehr überfrachtet ist
und bei dessen Erörterung sich normalerweise in kürzester Zeit
Gegner und Befürworter diametral und unversöhnlich gegenüberstehen:
die Homöopathie.
Ben Goldacre widmet diesem Thema in seinem Buch "Bad Science" ein kleines,
leicht polemisches und
sehr aufschlussreiches Kapitel. Und nach dessen Lektüre brennt es mir
unter den Nägeln, dieses mein neuerworbenes Halbwissen mit den Lesern
der Rappenantilope zu teilen.
Wie funktioniert also Homöopathie? Nun ja, sie geht zurück auf einen
deutschen Arzt namens Samuel Hahnemann, der im ausgehenden 18. Jahrhundert
praktiziert hat. Dessen Idee war es, dass eine Heilsubstanz (was für ihn
eine "Heilsubstanz" darstellt, ist ebenfalls höchst interessant, aber nicht
Gegenstand dieses Pamphlets) sich in ihrer
Wirkung steigern ließe, wenn man sie nur genügend verdünnte. Und
verdünnen heißt in diesem Fall folgendes: wird ein Tropfen der
Ausgangsubstanz mit 100 Tropfen Wasser verdünnt und das ganze 30 Mal
wiederholt, so erhält man eine sogenannte 30C Verdünnung, die
typisch ist für die Homöopathie. Es handelt sich also um eine
Verdünnung im Verhältnis 1 zu
1.000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000,
oder, um es bildlich auszudrücken um ein einzelnes Molekül der
Ausganssubstanz in einer Wasserkugel mit einem Durchmesser von 150 Millionen Kilometern
(der Abstand Erde - Sonne). Es gibt im Übrigen auch 200C Verdünnungen...
Da das zugegebenermaßen einer sehr starke Verdünnung ist, setzt die
Homöopathie darauf, dass sich das Wasser die Information, die in der
Ausgansubstanz war, merkt und schlussendlich weitergibt. Neben der Tatsache, dass
Physiker herausgefunden haben, dass sich molekulare Strukturen um ein Molekül
herum im Wasser praktisch sofort wieder aufläsen, gibt da noch anderes zu denken:
was, wenn sich das Wasser auf seinem langen, langen Lebensweg, bei dem es an
Orten war, die man sich gar nicht vorstellen mag, irgendwas Blödes gemerkt hat,
sagen wir irgendwas Rektales bei einem Nacktmull beispielsweise? Gibt es dann
diese Information auch an uns weiter?
Der Homöopath sagt nein, denn es gibt
da ja noch das Prozedere der Verschüttelung: die fertige Verdünnung
wird genau 10 Mal auf ein sogenanntes Schlagbrett, bestehend aus mit Rosshaar
gefülltem Leder, gedonnert, auf dass sich das Wasser gefälligst die
richtige Information merke! Oh je! Wie auch immer, am Ende schluckt der Patient
sowieso kein Wasser, sondern Zukerkügelchen, aus denen das verdünnte
Wasser verdampft ist. Der Zucker hat aber hoffentlich gut aufgepasst, denn er
soll nun die Information weiterreichen, auf dass sie im Kranken ihre segensreiche
Wirkung entfalte!
Dieses kleine Kapitel, im Prinzip eine Zusammenfassung des entsprechenden Buchkapitels,
möge nun also als Basis für zynische Repliken auf Weisheiten
von Homöopathie-Anhängern dienen und die Sinne schärfen für
das, was Homöopathie wirklich ist: Scharlatanerie.
Polemische Antworten bitte an: obi [at] rappenantilope . de