Michael Schomaker a.k.a. Schomi

Polen

Polen. An was denken wir bei Polen? Was sind unsere ersten freien Assoziationen? Lukas Podolski? Miroslav Klose? Eine Sprache mit dem Charme eines Zollbeamten? Witze von "Dirty Harry"? Graue, kalte Winter? Graue, kalte Sommer? Grauer, kalter Frühling? Grauer, kalter Herbst? Tusk und Kaczynski? Ein unterlegener Gruppengegner bei der WM 2006? Deutsche Welle Polen? Stiftungsratdebatten? Die lebensnahen Recherchen von Super-Express? Zeit mit diesen Klischees aufzuräumen…

Polen ist schön. Polen sind nett. Pologne es le pôle naturel d'Europe.

Als ein Beitrag der Völkerverständigung, als ein Blick in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit, wird dieser Beitrag dem geneigten Leser einen besseren und tieferen Einblick in unser Nachbarland bieten. Bei der Recherche wird mich Tomek, mein polnischer Mitbewohner, begleiten. Fangen wir an:

1. Tatsächlich sind wir gar nicht so verschieden wie wir denken. Polen und Deutsche haben vieles gemeinsam. Zum Beispiel einen relativ hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Bier (Deutschland 115,8 Liter pro Kopf pro Jahr, Polen 75,0 Liter pro Kopf pro Jahr, Stand: 2006). Als gute Diskussionsgrundlage bietet es sich also an, gemeinsam ein Bier zu trinken (wahlweise ein Schneider-Weißbier oder ein Żywiec oder jedes andere Bier ähnlicher Qualität). Um als gutes Beispiel voranzugehen und eine adäquate Diskussionsgrundlage zu schaffen, werde ich daher zuerst mit meinem polnischen Mitbewohner ein Bier öffnen und einen Flaggentausch vornehmen:

Polen und Deutschland

2. Die polnische Sprache kann sehr schön sein. Mindestens so schön wie die deutsche Sprache. …oder die Russische! Wir betrachten folgende Beispiele:

(i) W Szczebrzeszynie Chrząszcz brzmi w trzcinie. Eine lautmalerische Umschreibung für die durch einige Käfer hervorgerufene Geräuschkulisse.

(ii) W czasie suszy suchą szosą Sasza szedł. "Während der Dürre ging Sascha auf der Chaussee entlang..."

(iii) Grzegorz Brzęczyszczykiewicz. Ein typischer, einfacher, schöner polnischer Name.

3. Auch in Polen scheint die Sonne. Außerdem ist Polen landschaftlich sehr reizvoll, wie auch das folgende Bild des polnischen Ostseestrandes zeigt:


Strand an der Ostsee

4. Nicht nur wir Deutsche, nein, auch Polen können gut organisieren, verwalten und planen. Dies wird deutlich wenn wir uns mit der Vorbereitung auf die Eurpameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine befassen. Während die Vorbereitungen, so etwa die Stadionausbauten, in Polen planungsgemäß voranschreiten, ist in der Ukraine mit erheblichen Verzögerungen zu rechnen. Nach der Visite von UEFA-Präsident Michel Platini Anfang Juli 2008 in Polen und der Ukraine gab er bekannt, dass die polnischen Vorbereitungen viel besser verlaufen als in der Ukraine und es auch im Notfall zu einer Änderung der Spielanteile kommen könnte. Polen würde dann 75 Prozent der Spiele (3 Gruppen-, 2 Viertelfinal-, beide Halbfinal- und das Endspiel) bekommen, die Ukraine nur die Spiele der Gruppe D austragen. Über weitergehende Konsequenzen, wie einen kompletten Entzug der Austragung in der Ukraine, wird spekuliert. Kurzum: Die EM steht und Poldi wird's schon für uns richten!

Damit sollten einige Vorurteile aus dem Weg geräumt sein. Wir hoffen, dass der oben angesprochene, geneigte Leser dies zur Kenntnis nimmt und freimütig seinen nächsten Sommer-Urlaub nach Polen verlegt, zum Beispiel nach Bialystok.

Pozdrawiamy,
Schomi und Tomek


Hinweis: Weitere Gedanken zum Thema deutsch-polnischer Beziehungen finden sich auch in unserem aktuellen Interview mit dem Monopolkolumnisten AB.