Ich möchte diese, meine persönliche Seite dazu nutzen, der Welt
(oder wenigstens den Besuchern dieses Indernetauftritts) eine kleine Auswahl von
Dingen mitzuteilen, die
mir nicht passen. Das klingt zunächst einmal relativ hart und man könnte
dahinter eine etwas pessimistische Grundeinstellung vermuten. Dieser Vermutung
wiederum trete ich entschieden entgegen: es war vielmehr so, dass
ich einfach keine Ahnung hatte, wie ich meine Seite überhaupt füllen sollte und
nach längerem und intensiven Nachdenken zu folgenden Ergebnissen kam:
Ich kann, wenn ich will, die Welt prinzipiell in Dinge einteilen, die ich mehr oder weniger gut finde, in Dinge, die ich mehr oder weniger schlecht finde und in solche, die mir mehr oder weniger egal sind (wobei der Begriff "Dinge" an dieser Stelle sehr weitgefasst ist).
Die Dinge, die ich für besonders gut oder besonders schlecht erachte, sind die, über die ich mir notwendigerweise am meisten Gedanken mache.
Vieles davon findet meiner Meinung nach ungerechtfertigterweise zu wenig Resonanz in den Medien und rückt gerne mal aus dem öffentlichen Bewusstsein.
Es ist somit meine Aufgabe, diese Dinge hier breitzutreten.
Da eine Negativliste im Grunde nichts anderes als eine negative Positivliste ist, beide somit im Prinzip die gleiche Information enthalten, vor allem aber aus Gründen der Faulheit, entschloss ich mich dazu, hier nur entweder das Eine oder das Andere zu erörtern. Nach dem Wurf einer Münze entstand die folgende (noch unvollständige) Aufzählung.
Das große I. Auch wenn dieses Thema durchaus schon öfter diskutiert wurde, zu den großen Debatten der Gegenwart zählt es nicht mehr und es wurde selten, dass sich jemand über einen Satz wie "Natürlich wurde keinE StudentIn oder MitarbeiterIn vom Betrieb ausgeschlossen" (Presseerklärung des ASTA der LMU München vom 18. Januar 2006) ernsthaft erregte. Das sei an dieser Stelle getan: Ein Großbuchstabe inmitten eines Wortes zeugt nicht von gelebter Emanzipation des Verfassers (eventuell vorhandener Chauvinismus lässt sich im Gegenteil gut mit solch billigen Tricks verstecken), sondern lediglich davon, dass das Gespür für Sprache, das Gespür dafür, was man dieser und dem Leser durch solche Stolperbrocken eigentlich antut, bei dem Selbigen wohl verloren gegangen sein muss.
Freilaufende Hunde im Park. Ein Park ist etwas, das normalerweise in eine Stadt gehört, ein Hund dagegen, da wird mir jeder Tierfreund zustimmen, ist im Allgemeinen am Land besser aufgehoben. Warum? Nun, ja ein Hund braucht Auslauf, er benötigt mehr Platz als in einer typischen Stadt-Wohnung vorhanden ist. Um diesen Nachteil etwas auszugleichen, begeben sich die Heerscharen von Besitzern meist schlechterzogener Stadthunde des Nachmittags in irgendeinen nachgelegenen Stadtpark, um ihre Lieblinge dort ohne Leine "mal so richtig rumtollen" zu lassen. Belästigungen von Nichthundebesitzern, an deren neu gekauftem Mantel ihr Köter mit verdreckten Pfoten hochspringt, werden entweder ignoriert, mit dem unmöglichen Statz "der will doch nur spielen" erklärt oder bestenfalls mit "hach, tut mir leid, Hasso geh da weg!" entschuldigt. Das Problem von Hundekot auf Kinderspielwiesen sei an dieser Stelle nebenbei erwähnt. Auch wenn ich hier aktiv Spaltung der Gesellschaft betreibe, liebe Besitzer von Stadthunden, ich muss das hier loswerden: ich finde Euch furchtbar!
"Ich bin ja leider etwas chaotisch". Dieser Satz wird besonders gerne von Menschen verwendet, die in ihrem Innersten kein bisschen chaotisch oder verplant, sondern höchstens langweilig sind. Um das zu kaschieren, bezichtigen sie sich, so oft es geht, vor anderen dieses "Lasters". Die Anführungszeichen stehen hier deswegen, weil es sich um eine sehr passende schlechte Eigenschaft handelt: ältere Menschen finden sie tatsächlich nicht so toll, womit die Bedingungen eines Lasters erfüllt wären, bei jüngeren Semestern hingegen hängt chaotischen Personen eher der Verdacht einer gewissen Genialität oder einer coolen Lockerheit, jedenfalls nicht der von Langeweile an. Wer sich allerdings selbst mit aller Gewalt zu diesem Kreis dazugezählt wissen will und infolgedessen allen erklärt, wie chaotisch und verpeilt er sei, nervt lediglich ungemein und sollte sich lieber wieder ans Briefmarkensammeln machen.
Die Meinung, dass gutes und hochwertiges Essen mit Miniportionen einhergehen muss. Es gibt Speiselokale, die versuchen, den Gast bereits beim Eintreffen am Tisch durch das Vorhandensein von zweimal Gabel, dreimal Messer und wer weiß wie vielen wohlgeordneten Löffeln zu verunsichern. Diese Lokale haben ein weiteres Manko: die dort servierten Portionen sind, wie Loriot es ausdrücken würde, ziemlich überschaubar und lassen neben dem Karöttchen viel Platz frei, damit das schäne Porzellan der Teller bewundert werden kann. An sich wäre das noch nicht schlimm, man könnte diese Art von Lokalitäten einfach meiden, wenn sie es nicht irgendwie geschafft hätten, ins kollektive Bewusstsein der Bevökerung einzupflanzen, dass sie die eigentlichen Gralshüter kulinarischer Weisheit seien und somit auch diesbezüglich über die letzte Wahrheit verfügten. Das hat zur Folge, dass tatsächlich die Meinung weitverbreitet ist, nur "wohlportioniertes" Essen sei gutes Essen. Dem ist nicht so! Genuss lässt sich nicht eindimensional auf Geschmack begrenzen, nur in Kombination mit teller- und magenfüllender Mächtigkeit sind nachhaltige Gaumenfreuden mäglich, was jeder bestätigen kann, der schon mal hungrig vor einem leergegessenen Teller saß. Ein Wort an Deutschlands Köche: nur ein satter Gast ist ein wirklich glücklicher Gast.
Die Überzeugung, nur eine verqualmte Kneipe sei eine gute Kneipe. Das ist schlechthin der Triumph der Tabakindustrie: sie hat es geschafft, dass im öffentlichen Bewusstsein gepflegtes Ausgehen praktisch untrennbar mit dem Inhalieren einer beinahe toxischen Dosis an Tabakqualm verbunden ist. Es herrscht tatsächlich die Meinung vor, die Raucher aus Lokalen zu vertreiben sei unmenschlich und schade obendrein der Gemütlichkeit und somit der guten Laune aller. Ursache und Wirkung werden hier aufs Gröbste durcheinandergeschmissen: Menschen, die lediglich dafür sorgen wollen, dass sie nicht frühzeitig mit einer Passiv-Raucherlunge das Zeitliche segnen müssen, werden als militant hingestellt, die Aufforderung zum Nichtrauchen als Eingriff in die persönlichen Grundrechte empfunden. Eine absolut schizophrene Situation (sofern Situationen überhaupt schizophren sein können), in der sich Täter zu Opfern stilisieren und man verständnisvolle Lacher in der Runde erntet für einen Satz wie: "keine Angst, es stört mich nicht, wenn Du isst, während ich hier rauche."
Deutschland und seine Autos. Der Deutschen liebstes Kind ist ja das Auto. Und das allerliebste Lieblingskind wiederum ist das PS-starke Auto (zu diesem Thema siehe auch das Sammelsurium). Diese Art von Gefährt hat objektiv betrachtet eigentlich fast nur Nachteile: es ist teuer, die Parkplatzsuche gestaltet sich schwieriger und seine Ökobilanz ist schlicht eine Katastrophe. Ausgeglichen werden diese Nachteile durch den "Fahrspaß", der von diesen Geräten ausgehen soll: Fahrspaß bedeutet in diesem Fall meistens so etwas wie Tempo 200 auf der Autobahn. Und spätestens an diesem Pukt stellt sich mir die Frage: wo bleibt denn des Hirn?! Muss ich mir als unschuldiger Kleinwagenfahrer wirklich gefallen lassen, dass mir Raser im Rückspiegel offensichtlich nach dem Leben trachten? Und was soll spaßig an einem Verbrauch von über 20 Litern pro 100 km sein? Kann es eigentlich sein, dass sich hierzulande die Vernunft dem Diktat einer unheiligen Allianz zwischen Autoindustrie und geistig minder-, aber dafür PS-hochgerüsteter Personen gebeugt hat?
Der Satz: "Was, nur Söhne und keine Schwester?! Die arme Mutter!" Dies ist ein sehr persönlicher Punkt, den ich einfach mal erwähnt haben wollte. Sollte ich einmal die Muße finden, werde ich hierzu auch noch etwas mehr schreiben, bis dahin nur so viel: ich hasse diesen Satz.
Für Wünsche, Anregungen, Sonstiges:
obi@rappenantilope.de