Vier Jahre Rappenantilope - die Welt ist eine andere geworden, vielleicht nicht wegen, aber zumindest während ihrer Existenz. AB wagt einen nostalgischen Rückblick auf einschneidende Ereignisse dieser vier Jahre, die sich in das kollektive Gedächtnis der Fußball-Fachwelt eingebrannt haben.
2006/2007:
Die Rappenantilope ist nach über 6 Millionen langen Jahren endlich online, Volker Finke verlässt nach fast ebenso langer Zeit den SC Freiburg, AB landet beim Kicker-Bundesliga-Managerspiel vor Michael O. und Michael S., der Hamburger SV steht zwischenzeitlich vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte und am Ende doch auf Platz 7. Und der FC Bayern München beendet die Bundesliga-Saison nur auf Platz 4.
Mit wie immer großen und lauthals verkündeten Ambitionen in die Saison gestartet, müssen die Bayern bald erkennen, dass die Titelverteidigung schwieriger wird als von ihnen erwartet, denn Michael Ballacks Wechsel zum FC Chelsea wiegt schwer. Zu Beginn der Rückrunde immerhin noch auf Platz 3 lauernd, bescheren sie dem neuen BVB-Trainer Jürgen Röber gleich einen Sieg zum Einstand (ein seltenes Erlebnis für Röber, wie sich herausstellen sollte). Nach dem anschließenden 0-0 gegen Bochum werden Rummenigge und Co. nervös und ersetzen Doppel-Double-Gewinner Felix Magath durch Ottmar Hitzfeld, für den es gleich ein 0-3 in Nürnberg setzt. In Aachen verliert man - nach dem Pokalaus an selber Stätte - gar zum zweiten Mal in dieser Saison. Spätestens nach dem 0-2 in Stuttgart am 30. Spieltag ist klar, dass es nicht einmal für die Champions-League-Qualifikation reichen wird - aus der Sicht der Bayern-Bosse ein Desaster, aus der der neutralen Fans eine willkommene Abwechslung...
2007/2008:
Der FC Bayern erlebt beim FC Getafe "sein Getafe" (O. Kahn), AB platziert sich beim Kicker-Managerspiel vor Michael S. und Michael O., die TSG Hoffenheim steigt in die Bundesliga auf, Österreichs Ansturm auf Europas Fußballkrone ist bereits nach der Vorrunde vorbei. Und die Niederlande sorgen bei der EM 2008 für Furore.
Nach einer wenig ruhmreichen EM-Qualifikation (nur Platz 2) in eine Endrundengruppe mit Weltmeister Italien, Vizeweltmeister Frankreich und Qualifikationsgegner Rumänien gelost, scheinen die Niederländer zumindest hart ums Überstehen der Vorrunde kämpfen zu müssen. Doch das erste Spiel gegen Italien gerät zu einer Demonstration moderner Fußballkunst: Die biederen Italiener werden mit 3-0 abgefertigt. Nicht besser ergeht es den Franzosen: Gegen diese heißt es nach einem rasanten Spiel am Ende 4-1. Sogar mit einer B-Elf schlägt ‚Oranje' Rumänien abschließend mit 2-0. Im Viertelfinale wartete dann Russland auf die großartigen Niederländer - doch das ist eine andere Geschichte...
2008/2009:
Europa trägt wehmütig den UI-Cup zu Grabe, Luxemburg gewinnt in der Schweiz mit 2-1, AB distanziert trotz intensiver Kolumnistentätigkeit Michael O. und Michael S. beim Managerspiel klar, der VfL Wolfsburg wird zum ersten Mal Deutscher Meister. Und Werder Bremen vermasselt dem Hamburger SV binnen 19 Tagen drei Titel.
In der Bundesliga im Mittelfeld gestrandet, zeigt Werder in den Pokalwettbewerben ein anderes Gesicht. Nach glanzvollen Siegen im DFB-Pokal in Dortmund und Wolfsburg (5-2!) trifft Werder Bremen im Halbfinale auswärts auf den HSV, wo sich die Bremer in einem dramatischen Spiel im Elfmeterschießen durchsetzen. Eine Woche später spielt man im Weserstadion im Rahmen des UEFA-Cup-Halbfinales erneut gegeneinander. Hier behält der HSV dank eines Kopfballs von Piotr Trochowski die Oberhand und wähnt sich vor dem Rückspiel auf der Siegerstraße. Doch wiederum nur eine Woche später dreht Werder den Spieß um und erreicht mit einem 3-2 in Hamburg dank einer Papierkugel und der Auswärtstorregel das Finale des UEFA-Pokals. Sichtlich angeschlagen verspielen die Hamburger dann im drei Tage danach folgenden Bundesligaspiel in Bremen auch noch ihre letzte Meisterschaftschance und ernten von den Bremer Fans Spott und Häme.
2009/2010:
Ägypten gewinnt zum dritten Mal in Folge den Afrika-Cup, Hertha BSC steigt nach 16 sieglosen Heimspielen in Folge ab, AB erweist sich Michael S. und Michael O. sowohl beim Kicker-Managerspiel als auch bei seinen Prognosen zur WM 2010 als überlegen (Dies ist nur bedingt korrekt, Anm. d. Red.), die Schweiz besiegt bei der WM den späteren Weltmeister Spanien mit 1-0. Und Thomas Müller kommt aus dem Nichts und wird Torschützenkönig der WM 2010.
EM- und WM-Endrunden schreiben ihre eigenen Geschichten. Manche hochdekorierten Spieler treten nicht so groß wie zuvor erwartet in Erscheinung, während andere bei diesen Turnieren zu großer Form auflaufen, sei es einmalig (z. B. Salvatore Schillaci 1990) oder wiederholt (z. B. Miroslav Klose). Zu welcher Kategorie Thomas Müller zählt, muss sich noch erweisen. Aus internationaler Sicht war er jedenfalls sicherlich der deutsche Newcomer des Jahres 2010 (sorry, Lena...). Mit nur zwei Länderspieleinsätzen vor dem WM-Turnier versehen, startet der erst 20-jährige Müller bei der WM 2010 einen kometenhaften Aufstieg. Passenderweise erzielt er im ersten Vorrundenspiel gegen Australien gleich sein erstes Länderspieltor. Im Achtelfinale gegen England schließt er beim Stand von 2-1 zwei blitzsaubere Konter ab und schraubt das Ergebnis damit auf 4-1 hoch. Beim 4-0 gegen Argentinien im Viertelfinale erzielt er das wichtige Führungstor, das die Südamerikaner sichtlich aus dem Konzept bringt. Als Müller wegen zweier gelber Karten im Halbfinale gegen Spanien fehlt, erfolgt prompt das Aus für die deutsche Mannschaft. Und auch im Spiel um Platz 3 gegen Uruguay ist Müller erfolgreich
2010/2011:
Der 1. FC Kaiserslautern ist zurück in der Bundesliga, Borussia Dortmund stellt mit acht Auswärtssiegen in Folge einen neuen Bundesligarekord auf, die WM 2022 wird nach Katar vergeben, die Welt betrauert das viel zu frühe Ende der Rappenantilope.
Und die Hinrunde der Bundesliga-Saison 2010/11 beschert kuriose Ergebnisse.
Borussia Mönchengladbach gewinnt am 2. Spieltag mit 6-3 in Leverkusen - nach 26 sieglosen Spielen gegen den rheinischen Kontrahenten! Zu diesem Zeitpunkt ahnt niemand, dass die Gladbacher am Ende der Hinrunde auf dem letzten Platz stehen, ebenso wenig wie den beispiellosen Höhenflug der Dortmunder nach einem 0-2 am 1. Spieltag gegen - Bayer Leverkusen! Der FSV Mainz 05 startet mit sieben Siegen in Folge, verliert jedoch dann zu Hause gegen den HSV, womit bereits nach acht Spieltagen keine Mannschaft mehr ohne Heimniederlage ist. Der VfB Stuttgart schafft gerade mal drei Hinrundensiege, darunter aber ein 6-0 gegen Werder Bremen und ein 7-0 gegen Mönchengladbach. Kein Wunder, dass auch das Kicker-Managerspiel Kapriolen schlägt... (...und Schomi und Obi den geschätzten Kolumnisten AB diesmal wohl weit distanzieren werden, Anm. d. Red.)